Wir können dem Menschen nichts
lehren, wir können ihm nur helfen,
es in sich selbst zu finden.
(Galileo Galilei)
Wir respektieren das Recht jedes Kindes, Jugendlichen und Erwachsenen auf Individualität und Einzigartigkeit vor dem Hintergrund seiner Biografie. Die Stärkung eigener Ressourcen und die Aktivierung des Selbsthilfepotentials der jungen Menschen und deren Familien ist für uns Maßstab unserer Arbeit.
Dabei sind für uns Wertschätzung und Toleranz und ein transparenter und offener Umgang mit allen am Hilfeprozess Beteiligten grundlegende Voraussetzung für gelingende Arbeit.
Der Respekt vor den individuellen Lebensentwürfen jedes einzelnen Menschen hat für uns oberste Priorität.
Individuelle und flexible Hilfen zur Erziehung für Kinder, Jugendliche, junge Erwachsene und Eltern. Uns ist es wichtig, die Interessen der hilfesuchenden Menschen wahrzunehmen und bedarfsgerechte, individuelle und flexible Angebote und Hilfen zu gestalten und durchzuführen.
Gemäß § 1 SGB VIII (KJHG) wollen wir dazu beitragen, dass sich junge Menschen zu eigenverantwortlichen und gemeinschaftsfähigen Persönlichkeiten entwickeln können. Wir wollen hilfreich sein bei der Gestaltung positiver Lebensbedingungen junger Menschen und ihrer Familien sowie bei der Erhaltung und Schaffung einer kinder- und familienfreundlichen Umwelt (§ 1 SGB VIII).
Die pädagogischen Ziele der konkreten Arbeit werden gemeinsam mit den Kindern, Jugendlichen und Familien entwickelt. Diese werden in Zusammenarbeit mit dem Jugendamt und im Rahmen der gesetzlichen Hilfeplanung individuell formuliert und entsprechend dem Hilfeverlauf zeitnah verändert und angepasst. Unsere praktische Arbeit reflektieren wir in allen Bereichen durch regelmäßige kollegiale Fallberatung, externe Supervision sowie interne und externe Fachtagungen.
Neue Autorität als Grundhaltung der Jugendhilfe Kontakt e.V.
„Neue Autorität“ ist ein systemischer Ansatz, der aus den sozialpolitischen Ideen und der Praxis des gewaltlosen Widerstandes Mahatma Gandhis entstanden ist.
Ausgehend von Gandhis politischen Gedanken haben Haim Omer (Universität Tel Aviv) und Arist von Schlippe (Universität Witten/Herdecke) ein Modell entwickelt, das helfen soll, Eskalationen zu vermeiden, ohne dabei auf eine konfrontative Positionierung zu verzichten.
Sich nicht in Machtkämpfe hineinziehen zu lassen, das Prinzip der Zeitverzögerung zu nutzen und beharrlich zu intervenieren – immer mit Bedacht auf eine gute Beziehung und einen respektvollen Umgang – sind dabei die wesentlichen Aspekte.
Die „Neue Autorität“ setzt zuallererst bei der Entwicklung der persönlichen und professionellen Präsenz an. Respektvoll, achtsam, mit Begeisterung und gewaltfrei präsent zu sein, dabei Erziehungsaufgaben verantwortungsvoll, in wachsamer Sorge und mit größtmöglicher Transparenz im Prozess wahrzunehmen, sind die Ziele dieses Ansatzes.
Problematischem Verhalten wird nicht mit Vergeltungsmaßnahmen und Strafen, sondern durch Protest und beharrlichen gewaltlosen Widerstand begegnet, um Veränderungsprozesse und Lösungsschritte in Gang zu setzen.
Gerade in ländlichen Regionen mit einem Mangel an infrastrukturellen Möglichkeiten ist es wichtig, die vorhandenen Angebote effektiv und effizient miteinander zu vernetzen. Wir kooperieren mit Schulen, Familien– und Jugendzentren, Sportvereinen und Angeboten aus den jeweiligen Lebensräumen der Familien. Ziel ist, Kinder und Familien aus ihrer Isolation herauszuführen und sie stärker in ihrem Lebensraum zu verankern.
Wir sind bemüht, die starre Versäulung der Hilfen zur Erziehung aufzugeben und gemeinsam mit Familien und Jugendämtern fallbezogene Mischformen zu gestalten, wie soziale Gruppenangebote, Lernhilfen, Begegnungs- und Austauschmöglichkeiten sowie die Anbindung an Familienzentren. Wir wollen konsequent am Willen und den Interessen der Menschen ansetzen, sie aktivieren, miteinander vernetzen und zur Selbsthilfe ermutigen.
Beteiligungs- und Beschwerdemanagement
Partizipation und der offensiven Vermittlung der Rechte von Kindern und Jugendlichen wird in der Jugendhilfe Kontakt e.V. eine zentrale Rolle für eine gewaltfreie Erziehung zur Eigenverantwortung und Selbstständigkeit beigemessen.
Dialog und Aushandlung sind im Erziehungsalltag und Leben zentrale Aspekte. Partizipation wird als Beitrag zur Demokratisierung begriffen. Es geht uns darum, Befehlsstrukturen durch Verhandlungsstrukturen zu ersetzen.
Unser Rechtekatalog wird jedem Kind und Jugendlichen ausgehändigt. Alle 2-3 Monate werden die Kinder und Jugendlichen von der ernannten Vertrauensperson an ihren Lebensorten besucht. Im persönlichen Kontakt wird ausdrücklich ermutigt und motiviert, sich zu beschweren bzw. Verbesserungsideen zu äußern. Durch die regelmäßige Kontaktaufnahme werden die Kinder und Jugendlichen kontinuierlich an ihre Rechte und die vorhandenen Beschwerdemöglichkeiten erinnert und der Umgang damit abgefragt und geübt.